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Impuls zum 4. Februar 2024

Zum 5. Sonntag im Jahreskreis B

Mit Jesus kam die wahre Zeitenwende

Lesung: Ijob 7,1-4.6-7
Leben als Erfahrung von Gewalt und Ausbeutung
Ijob ergriff das Wort und sprach:
Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?
Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt,
wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet.
So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe
und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.
Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn?
Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert.
[5 Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf,
meine Haut schrumpft und eitert.]
Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage,
sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.
Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist!
Nie mehr schaut mein Auge Glück.

2. Lesung: 1 Kor 9,16-19.22-23
Alles tue ich um des Evangeliums willen

Evangelium: Mk 1,29-39
Jesus zeigt in Wort und Tat, dass Gottes Reich angebrochen ist.
In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus.
Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden,
sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa,
verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Predigtlied:  (Melodie: Freiheitschor aus Nabucco) 
Seid gewiss, Gottes Reich ist im Kommen,
auch in dir, es verwandelt unser Leben. 
Gottes Geist wirkt und heilt, was zerbrochen ist,
Christus macht uns selbst von den Besessenheiten frei.
Die Dämonen der Macht hat er bezwungen.
Und die Menschen sind überall auf der Suche nach ihm.
Wie bei Ijob ist Gott ihre letzte Hoffnung,
Das Leben schwindet dahin, doch Gott lässt uns niemals allein.
Gottes Tempel sind wir, denn in uns wohnt sein Heil´ger Geist,
ja, wie können wir das je vergessen!
Gottes Liebe ist es, die in uns wohnt und in uns wirkt.
Alles Leben ist heilig, stammt aus Gott.
Alle Einheit ist kostbar, kommt von Gott.
Gottes Weisheit führt in Gerechtigkeit.
Die, die Böses mit Gutem vergelten
Sind Erben Gottes und sie bauen die neue Welt.
Sie sind Boten des Himmels in unsrer dunklen Welt.
Sie sind Boten des Himmels in der zerrissenen Welt.

Auslegung in Reimen
Wir haben grad in der Lesung vernommen: 
Das Glück schwindet hin, Tage geh´n, wie sie kommen.
Wir haben Ijobs Geschick in den Ohren: 
Gegen den hat sich Erde und Himmel verschworen. 

Besitz und Ansehen weg, die Kinder sogar. 
Es ist alles verschwunden, was lebenswert war. 
Enttäuscht und frustriert ist er auch von Gott. 
Ohne Trost und Hoffnung wünscht er sich den Tod. 

Sein Weltbild, sein Glaube, aller Lebensmut hin,
von Krankheit geschlagen, Tag und Nacht ohne Sinn.
Die Freunde sagen, bist selbst dran schuld.
Mit ihnen verliert er die letzte Geduld.  

Wer gerecht und gut ist, kriegt keinen Lohn. 
Das Leben ist Kriegsdienst und Sklavenfron. 
Das erleben so viele, die Gewalt heut erfahren,
in Kriegsgebieten oft seit vielen Jahren.

In Syrien, Ukraine, Äthiopien, Sudan,
in Israel, Gaza, Myanmar, Kurdistan,
in Libyen, Jemen, Zentralafrika
werden Menschen geschlachtet, kein Retter ist da.

Kriegsherren spielen mit dem Tod,
Soldaten sterben im Dreck und im Blut.
Es geht nicht um Ehre und Treue und Pflicht.
Die Kriegstreiber gehören vor´s Strafgericht.

Krieg darf nicht sein, wenn wir Gott gehorchen,
erklärten nach 80 Millionen Toten die Kirchen
nach zwei Weltkriegen, die von Christen geführt,
doch wieder werden Kriegskredite geschnürt.

Der Theolog´ Walter Wink erkannte schon bald,
Der Glaube an die erlösende Gewalt
ist mit allen Herrschaftssystemen verbandelt.
Gewaltfreiheit ist´s, die die Mächte verwandelt.

Mein Traum wär, dass die Weltreligionen
Als Friedensstifter die Menschheit belohnen.
„Du sollst nicht töten“, heißt schon Moses´ Gesetz
„Aug um Aug“ auf Begrenzung von Rache setzt.

Jesus bringt Neues: nicht die Feinde abschrecken,
sondern ihnen die Hand, gar die Wange hinstrecken.
Nur so kommt der Kreislauf der Gewalt an ein Ende.
Mit ihm kam die wirkliche Zeitenwende.

Für Jesus sind alle Menschen Geschwister,
ob Juden, Römer, Griechen, Philister,
Muslime, Buddhisten, Atheisten, Fellachen,
Kinder Gottes nennt er, die Frieden machen.

Sein Glaube ist, dass des Guten Kraft
In uns und im Gegner wirkt und schafft.
Und hilft, uns zu erlösen
vom Handeln im Kreislauf des Bösen. 

Gott, zeig uns wie´s geht, 
betet Muhammad, der Prophet,
den Weg, der zum Herz und Verstand der Menschen führt,
damit Frieden möglich und Krieg unmöglich wird.

So hoffen wir auf den Heiligen Geist,
dass er uns in Weisheit seinen Weg weist
von Vergebung, Versöhnung, von Leben bewahren,
dann werden aus Schwertern wieder Pflugscharen.
 
Lied

Auch bei Petrus, dem Fels, ist nichts mehr in Butter, 
im Fieber stöhnt die Schwiegermutter. 
Statt mit ihr zum nächsten Schnelltest zu eilen, 
geht Petrus zu Jesus: „Herr, du kannst doch heilen. 

Wenn sie gesund im Haus wieder tanzt, 
wächst bei meiner Frau die Akzeptanz 
für meinen Wechsel vom Fischer zum Papst. 
Herr, mach, dass die Schwiegermutter nicht mehr so japst. 

Ich hörte sie in der Nachbarschaft lästern: 
Der will nicht mehr fischen, zuletzt war das gestern. 
Der soll doch arbeiten in seinem Beruf! 
Das Fischen ist´s, das uns Unterhalt schuf. 

Der will zukünftig Menschen fischen! 
Was hat er für uns dann zum Auftischen? 
So hat sich die Schwiegermutter reingesteigert, 
hat jedes Gespräch, auch das Essen verweigert. 

Dem Petrus ging der Konflikt auf den Zeiger. 
Die Schwiegermutter tat sich weiter reinsteigern. 
Statt Ruhe zu finden und Maß und Trost 
Bekam sie Fieber und Schüttelfrost. 

So ging Petrus zu Jesus in aller Schnelle. 
Du musst sie kurieren und ruhigstellen. 
Die ist nicht erkältet, braucht nichts zum Einreiben. 
Herr, du musst ihr einen Dämon austreiben! 

Doch Jesus sagt Petrus: Meine Lieber, von wegen! 
Um sie zu heilen, musst du sie mögen. 
Die Liebe ist es, sie hat die Kraft, 
die in uns allen Veränderung schafft. 

Jesus ging zu ihr, schaut´ sie liebevoll an: 
Liebe Frau, ich mag dich. Da war gebrochen der Bann. 
Sie schaute und strahlte und spürt´ neue Kraft. 
Rabbi, in dir hat Gott mir Heilung verschafft. 

Und Jesus sagt´: Frau, du musst auch dem Petrus vertrauen. 
Der kann nicht nur fischen, der kann Menschen aufbauen. 
Der Junge, der kann das, und wenn du mich fragst, 
Der wird womöglich am Ende noch Papst. 

Jedenfalls waren im Laufe der Zeit 
Geheilte und Bekehrte zum Mitmachen bereit. 
Und auf dem neuen Kirchenkutter 
War auch Petrus` Schwiegermutter.

Eine solche Heilung bräucht´ auch die Ampel,
die seit zwei Jahren durch Krisen strampelt.
Von Corona zu Kriegen bis zum Verfassungsgericht
helfen selbst nächtliche Sitzungen nicht.

Heizungsgesetze, Agrardieselstopp,
Schuldenbremse, Verkehrswendeflop.
Statt sich gegenseitig zusammenzustauchen,
lasst sie doch endlich Cannabis rauchen.

Die rechte Szene am Rechtsstaat rüttelt,
kaum hat man über Reichsbürger den Kopf geschüttelt,
werden Fremde immer mehr zu Zielscheiben
und Pläne enthüllt, sie zu vertreiben.

Vor den nächsten Wahlen ist vielen bange
mancher schaut wie´s Kaninchen zur Schlange,
doch inzwischen reicht es uns allen,
wir lassen uns keinen Rassismus gefallen.

Für Europa, USA und Landtagswahlen
möchte ich gern ein Hoffnungsbild malen:
Wenn wir fragen: wo Hoffnung holen,
nehmen wir als Vorbild doch die Freunde in Polen.
Odilo Metzler

Von Erich Mühsam, dem jüdischen Anarchisten,
gab´s 1916 ein Gedicht für die Christen,
in dem er zornig um Frieden warb
mit dem Titel „…der für die Menschheit starb“:
 
Soll niemals denn der stille Stern
des Friedens wieder leuchten,
wo alle Menschen doch so gern
das Dunstgewölk verscheuchten?

Soll immer denn der blutige Strom
das Glück der Welt verheeren?
Steht nirgendwo ein Gottesdom,
der Todesflut zu wehren?

Starb nicht dereinst am Kreuz ein Mann,
die Menschheit vom Bösen,
von Neid und Hass und Teufelsbann
für immer zu erlösen? –

O Jesus, hör! Die Menschheit weint
und fleht um deinen Segen.
Barhäuptig neigen Freund und Feind
sich dir auf allen Wegen.

Tönt Antwort von dem Kruzifix?
Mir scheint, das Bild hat Leben.
Die Augen seh ich zornigen Blicks
sich übers Land erheben...

Schweigt! Eure Demut ist zu klug!
Ich helfe nicht zum Siege.
Was schert’s mich, wer mit Lug und Trug
gewinn’ und unterliege?

Der für die Menschheit starb, bereut’s!
Spart euch Gebet und Klage!
Schlagt ihr doch euern Gott ans Kreuz
mit jedem neuen Tage! 
Erich Mühsam (Dezember 1916)

Auch von Erich Kästner gibt´s ein bitt´res Gedicht,
das mir oft aus der Seele spricht.
„Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag“ da steht, 
1930 war´s, Kästner war ein Prophet:

Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!
Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest allen Menschen gut,
damit es schöner werde!
Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!
Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.
Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst.
Und alles blieb
beim Alten.
(Erich Kästner 1930)

Ob Kästner Recht hat, liegt an uns Christen,
Ob wir das Schwert wegstecken oder weiterrüsten.
Die Antwort entscheidet, die wir Menschen geben,
ob auch morgen noch Menschen auf unsere Erde leben.